Inside - Out

Konstruktionen des Ichs

26. 10. 2019 — 12. 1. 2020

Ausstellungsansichten

Infos

„Wer bin ich? Wie sehen mich andere? Wer will ich sein?“ Diese existen­zi­ellen Fragen zum Thema Identität werden in der modernen und zeitge­nös­si­schen Kunst seit jeher verhan­delt. Um kunst­be­geis­terte Jugend­liche aus Wolfsburg und Braun­schweig im Alter von 14 bis 17 Jahren in ihrem Prozess der Selbst­fin­dung durch die Kunst zu unter­stützen, reali­siert das Kunst­mu­seum Wolfsburg das parti­zi­pa­tive Ausstel­lungs­pro­jekt Inside – Out. Konstruk­tionen des Ichs, in dem Mitar­bei­te­rinnen und Jugend­liche gemein­schaft­lich ein kurato­ri­sches Konzept erarbeiten.

Gerade während des Erwach­sen­wer­dens gewinnt die Frage nach der eigenen Identität an beson­derer Bedeutung: Die Trans­for­ma­tion des Körpers, die erwachende Sexua­lität, sich heraus­bil­dende gesell­schaft­liche Aufgaben und Zuschrei­bungen führen erstmals zu einer aktiven Ausein­an­der­set­zung mit dem Thema Identität. Bei der Suche nach dem Selbst werden Jugend­liche mit einer Flut an Identi­fi­ka­ti­ons­an­ge­boten aus der realen und digitalen Umwelt konfron­tiert, die sie indivi­duell mit gesell­schaft­li­chen Normen in Einklang bringen müssen. Im Rahmen des Wolfs­burger Ausstel­lungs­pro­jekts bietet die Kunst den jungen Erwach­senen die Möglich­keit, gesell­schaft­liche Rollen und stereo­type Identi­täts­muster zu hinter­fragen. Aus einer Zusam­men­stel­lung von über 200 Werken wählten sie künst­le­ri­sche Positionen nach eigenen Themen- und Fragen­schwer­punkten aus und näherten sich im gemein­samen Austausch dem Begriff der Identität an. Dabei kristal­li­sierten sich Aspekte der sexuellen Selbst­be­stim­mung, Schön­heits­ideale, Selbst­in­sze­nie­rung, Abgren­zung, Krisen und Konflikte für die Jugend­li­chen als thema­tisch besonders relevant heraus. Die Ausstel­lungs­ex­po­nate beleuchten diese Themen exempla­risch: Angefangen bei Harry Hachmeister, der in den Selbst­por­träts seiner fortlau­fenden Serie Grit, wir kriegen dich Fragen der gesell­schaft­li­chen Gender­zu­schrei­bungen und persön­liche Geschlechts­iden­tität verhan­delt, bis hin zu Richard Billingham, der das Thema der sozialen Verortung aufgreift, indem er das prekäre Herkunfts­mi­lieu seiner eigenen Familie unter­sucht. Sylvie Fleurys Zusam­men­stel­lung von Einkaufs­ta­schen aus Edelbou­ti­quen erörtert die Frage nach sozialen Status­sym­bolen und Zugehö­rig­keiten in unserer Konsum­ge­sell­schaft, während Mário Macilau in seiner Serie Moments of Transi­tion einen Einblick in das Identi­täts- und Kultur­ver­ständnis junger Menschen aus Mosambik gibt. Cao Fei widmet sich in den Arbeiten My Future Is Not A Dream dem Wunsch nach Selbst­ver­wirk­li­chung chine­si­scher Arbeiter*innen in ihrem anonymen und techni­sierten Indus­trie­um­feld.

Die Ausstel­lung wird von einer Publi­ka­tion begleitet, die einen vertie­fenden Einblick in die Werkaus­wahl und das kurato­ri­sche Konzept sowie die Projekt­idee und – gestal­tung bietet.

Künstler*innen:
Nevin Aladağ, Richard Billingham, Daniele Buetti, Daniela Comani, Birgit Dieker, Cao Fei, Sylvie Fleury, Harry Hachmeister, Isabell Heimer­dinger, Johannes Kahrs, Barbara Kruger, Mário Macilau, Bjørn Melhus, Signe Pierce, Richard Prince, Ulrike Rosenbach, Kerry Tribe

Konzep­tion und Reali­sa­tion
Elena Engelbrechter, Birte Hinrichsen, Nathalie Stelmach in Zusam­men­ar­beit mit Veronique D., Lilith G., Senta G., Lilli H., Emilia K., Katharina K., Alistair M., Noemy M., Aurelia N., Nòra P., Agatha S., Karen S.

Partner

Presse

Im Kunst­mu­seum gehen die Lichter erst spät aus. Es herrscht reger Betrieb bei der Ausstel­lungs­er­öff­nung von Inside – Out. Vorm Kunst­mu­seum stehen junge Leute um die 20, vielleicht 25 Jahre alt, unter­halten sich.

Wolfs­burger Nachrichten, Hans Karweik, 26.10.2019

Rezept für eine außer­ge­wöhn­liche Ausstel­lung: Man nehme zwölf Jugend­liche, einen Ausstel­lungs­flur im Kunst­mu­seum und ein hochkom­plexes Thema, gebe alles zusammen und warte ein paar Monate. Das Ergebnis ist ab jetzt im Museum öffent­lich ausgestellt.

Wolfs­burger Allge­meine Zeitung, Frederike Müller, 25.10.2019