Robert Lebeck

1968

4. 3. — 23. 9. 2018

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„Das Jahr der Studen­ten­un­ruhen fand ohne mich statt“, so resümiert der deutsche Fotograf, Bildjour­na­list und Sammler Robert Lebeck (1929–2014) in den „Erinne­rungen eines Fotore­por­ters“ seine Erfahrung des Jahres 1968: „Als in Paris die Barri­kaden brannten, arbeitete ich in Florida an einer Serie über zwei ermordete Studen­tinnen; während Studenten vor dem Springer-Hochhaus demons­trierten, fotogra­fierte ich die Taufe von Hildegard Knefs Kind; und als die Russen in Prag einmar­schierten, beglei­tete ich gerade den Papst nach Bogotá.“

Bei genauerer Betrach­tung der Kontakt­bogen, Fotoab­züge sowie Repor­tagen von Robert Lebeck, die in eben diesem epoche­ma­chenden Jahr für den „Stern“, eine der damals aufla­gen­stärksten Illus­trierten Deutsch­lands, entstanden sind und in dieser Ausstel­lung erstmals umfassend präsen­tiert werden, zeigt sich aller­dings, wie sehr sich entgegen der Einschät­zung des Fotografen die gesell­schaft­li­chen Verän­de­rungen in seinen pointierten Aufnahmen spiegeln. In der Ausstel­lung „Robert Lebeck. 1968“ werden – fünfzig Jahre später – die im mythi­sie­renden Rückblick bislang nicht immer wahrnehm­baren roten Fäden des Jahres zwischen Aufbruch, Protest, Beharren und Scheitern anhand beispiel­hafter Fotografie-Serien sichtbar, die Robert Lebeck in New York, Bogotá, Kassel, Belfast oder Wolfsburg erstellt hat.

Viele von ihnen sind – das macht den beson­deren Reiz der Ausstel­lung aus – nie gedruckt worden und der Öffent­lich­keit bislang komplett unbekannt. Ob „Geschie­dene Frauen“, Rudi Dutschke in Prag, Robert F. Kennedys Beerdi­gung oder Joseph Beuys auf der documenta: Stets trifft in Robert Lebecks Arbeiten verdich­tete Zeitge­schichte auf starke Bildre­por­tage sowie Fotokunst.

Die Ausstel­lung findet in Koope­ra­tion mit dem Institut für Zeitge­schichte und Stadt­prä­sen­ta­tion (IZS) der Stadt Wolfsburg statt und wird gefördert durch die Nieder­säch­si­sche Sparkas­sen­stif­tung und die Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg.

Der Katalog

Das Buch zur Ausstel­lung, heraus­ge­geben von Ralf Beil und Alexander Kraus, gestaltet von Cordula Lebeck, erscheint im Steidl Verlag, Göttingen, und vereint Essays zur Zeitge­schichte, Bildre­por­tage und Fotokunst von Ralf Beil, Michael Glasmeier, Fabian Köster, Alexander Kraus, Aleksandar Nedel­kovski, Stefanie Pilzweger-Steiner, Stephan Ruderer, Annette Vowinckel, Martina Winkler und Ulf Erdmann Ziegler, eine umfang­reiche Auswahl bislang unver­öf­fent­lichter Fotogra­fien und Kontakt­bogen sowie die wichtigsten Repor­tagen des Jahres 1968. Hardcover, 360 Seiten, 226 Abbil­dungen, 24 x 30 cm, deutsche und englische Ausgabe, 38 Euro im Museumshop.

Digital Trifft Analog – Die App “SonoWob”

Die Ausstel­lung „Robert Lebeck. 1968“ ist seit Ende April durch 26 großfor­ma­tige Fotota­feln auf der Wolfs­burger Porsche­s­traße erweitert und digital erlebbar. Ergän­zende Infor­ma­tionen zu den jewei­ligen Fotogra­fien können über die dazuge­hö­rige App „SonoWob“ auf dem Smart­phone aufge­rufen werden. Die App ist in den entspre­chenden App-Stores kostenlos verfügbar.

Das Projekt läuft bis zum 23. September, dem Ende Ausstel­lung “Robert Lebeck. 1968” und wurde gemeinsam vom Kunst­mu­seum Wolfsburg mit dem Innova­ti­ons­Campus der Wolfsburg AG und designer outlets Wolfsburg unter dem Dach von #Wolfs­burg­Di­gital initiiert.

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Pressestimmen

Journa­lis­ti­sche Fotokunst von 1968, dem Jahr von Protest, Aufbruch und Unruhe weltweit. Ideolo­gien und Parteien waren Robert Lebeck schnurz. Menschen waren ihm wichtig, verdich­tete Augen­blicke. Zwölf Monate, vierund­zwanzig Repor­tagen, viele Abzüge bisher unver­öf­fent­licht […]. 1968, das Schick­sals­jahr, in dem auch viele Hoffnungen begraben wurden […]. Der Stern-Fotograf bildet die Wirklich­keit ab, die Redaktion zuhause biegt sich die Bilder zurecht […] Fakes in den News, schon damals. In Wolfsburg jetzt Robert Lebeck ganz unverfälscht.

Peter Kunz, heute journal ZDF, 1.3.2018

Die gezeigten Arbeiten beweisen, wie bei Lebeck Fotokunst und verdich­tete Repor­ta­ge­fo­to­grafie eine Symbiose eingehen und histo­ri­sche Zeitdo­ku­mente schaffen, die den Geist von ’68 einpräg­samer einfangen als viele bekann­tere Fotogra­fien aus diesem wilden Jahr. Die Wolfs­burger Schau beweist: Lebeck besitzt das Label ‚Chronist einer Epoche‘ zu Recht. Wer diese Ausstel­lung sieht, wird spüren, wie anders und groß die Repor­ta­ge­fo­to­grafie in Deutsch­land einmal war.

Kevin Hanschke, Die Welt, 8.3.2018

Mit seinen Fotos hat Robert Lebeck die Menschen nicht nur abgebildet, sondern ihre Geschichte erzählt.

Sabine Hausherr, NDR, Hallo Nieder­sachsen, 2.3.2018

Rudi Dutschke spricht in Prag, Studen­ten­bar­ri­kaden oder der Papst­be­such in Bogotá – die Fotos von Robert Lebeck sind legendär!

Jochen Stöckmann, Deutsch­land­funk Kultur, Fazit, 1.3.2018

Der Schatz, der jetzt im Museum präsen­tiert wird, sind zum großen Teil bisher unver­öf­fent­lichte Fotos, die auch dokumen­tieren, mit welchem Aufwand Illus­trierte wie der Stern vor 50 Jahren arbeiten konnten […]. Gelungen ist die Präsen­ta­tion der Bilder Lebecks. Die gesell­schaft­liche Zerris­sen­heit 1968 erfährt der Besucher gleich zu Beginn im ersten der großzügig gestal­teten Ausstel­lungs­räume. Zu den riesigen Bildern an den Wänden ertönt eine Toncol­lage – Heintje besingt „Mama“, Martin Luther King träumt von einer gerechten Welt, ameri­ka­ni­sche Heliko­pter greifen ihre Ziele in Nordvietnam an […].

Stefan Branahl, Kirchen­Zei­tung, 11.3.2018

Das Jahr der Studen­ten­un­ruhen fand ohne mich statt“, erklärte Robert Lebeck. Das macht fast gar nichts. Lebecks Fotos zeigen ein paar Bruch­stücke der Welt, aus der der Protest kam, worin der Protest sich bewegte. Es ist eine Welt schmie­riger Pseudo­ma­chos wie des Freundes von „Ursula Trauberg“, von Kriegen, bewaff­neten Kämpfen und Atten­taten, vom Protest dagegen, der ein Teil davon ist, von Aufbrü­chen und deren Scheitern. Geschichte eben.

Arno Widmann, Berliner Zeitung, 7.3.2018

Die Ausstel­lung arran­giert die Repor­tagen nicht nach örtlicher Nähe, sondern nach der Chrono­logie der Entste­hung. So kommt es einer­seits zu verblüf­fenden Verfrem­dungs­ef­fekten, weil man beim Übergang der Räume Ozeane, ja, Sinnho­ri­zonte überquert: auf New York folgt Wolfsburg, und das ist hart. Anderer­seits schärfen diese Brüche den Blick für das Verbin­dende und schaffen Spiege­lungen nicht nur in Ästhetik und Kompo­si­tion der Bilder, sondern auch in ihren Sujets.

Jonas Lages, Der Tages­spiegel, 12.3.2018

Es ist die Dynamik, die emotio­nale Nähe und zugleich der Anspruch der objek­tiven Dokumen­ta­tion, die Robert Lebecks Fotogra­fien außer­ge­wöhn­lich machen. Die Symbolik ist mal feinsinnig, mal springt sie dem Betrachter förmlich ins Gesicht: Immer aber wohnt den Fotogra­fien eine solche Ästhetik inne, dass sie gar nicht anders können, als zu fesseln. Sie sprechen, die Bilder.

Eva Hieber, Wolfs­burger Nachrichten, 2.3.2018

Die von Ralf Beil und Alexander Kraus aus dem Robert-Lebeck-Archiv zusam­men­ge­stellte und ausführ­lich histo­risch einge­ord­nete Schau in Wolfsburg erzählt sehr detail­liert und vielstimmig von einer Zeit vor 50 Jahren, als es um Weltent­würfe und histo­ri­sche Weichen­stel­lungen ging, um drängende Hoffnungen und die Gewalt des Schluss­strichs. Doch gerade weil die meisten dieser Bilder die Sensa­ti­ons­kon­trolle der Stern-Redaktion nicht passierten, liefern sie in der histo­ri­schen Distanz ein subtiles, genaues und sehr persön­li­ches Bild dieses vermeint­li­chen Schicksalsjahres.

Till Briegleb, Süddeut­sche Zeitung, 2.4.2018

[…] es sind die Brüche zwischen den Bildern und ihrer Präsen­ta­tion, die aus der Ausstel­lung besonders in Erinne­rung bleiben, denn sie erzählen eine Geschichte, die ebenso zu 1968 gehört wie Dutschke und Bobby Kennedy, die Geschichte der Presse­fo­to­grafie in Deutsch­land. Man fährt nach Wolfsburg, um die Bilder eines Umbruchs zu sehen, und kehrt mit einer Lektion über den Umbruch von Bildern zurück. […] Geschichts­schrei­bung ist nur eine andere Art der Fotomon­tage. Dem Bildre­porter Lebeck musste man das nicht erklären. Er hat es erlebt.

Andreas Kilb, Frank­furter Allge­meine Zeitung, 27.3.2018

Lebeck machte seine hochka­rä­tigen Bilder dort, wo ihn die Chefre­dak­tion des Stern hinschickte. […] Neben der Beerdi­gung des ermor­deten US-Politi­kers Robert Kennedy war auch der Papst-Besuch in Bogotá Thema einer Bildre­por­tage. Obwohl die Fotografie als angeblich wirklich­keits­ge­treues Medium das Image des Stern prägte, drehten und schnitten sich die Redak­teure die Bilder zurecht, um sie zu drama­ti­sieren, ja, sie kreierten Fake Images. […] Das ist durch die ausge­wer­teten Kontakt­bögen erkennbar – dies zeigen zu können, ist der größte Coup der Ausstellungsmacher.

Matthias Reichelt, Junge Welt, 9.4.2018

Die Geschichte, so lernt man es nun also in Wolfsburg, passiert nicht einfach so, sie wird gemacht. Im Falle des Sterns, damit er sich besser verkaufen ließ.

Ronald Berg, Kunst­forum Inter­na­tional, 1.4.2018