Zaha Hadid Lounge Wolfsburg

17. 3. 2001 — 3. 2. 2002

Infos

Im Januar 2000 erkannte eine inter­na­tio­nale Jury von Archi­tek­tur­ex­perten und von Vertre­tern der Stadt der iraki­schen Archi­tektin Zaha Hadid (1950–2016) den ersten Preis für das in Wolfsburg geplante Science Center zu. Es entstand kurz darauf im Kunst­mu­seum Wolfsburg die Idee, Zaha Hadid zu einer archi­tek­to­ni­schen Inter­ven­tion in das Museum einzu­laden und als Kopro­duk­tion mit der Stadt Wolfsburg die Zaha Hadid Lounge Wolfsburg zu realisieren.

Die Archi­tektur des geplanten Science Centers antizi­pie­rend, wird Hadid Ausstel­lungs­räume des Museums temporär umgestalten. Das Kunst­mu­seum Wolfsburg, welches bislang keine reinen Archi­tek­tur­aus­stel­lungen präsen­tiert hat, möchte mit der Zaha Hadid Lounge neue Maßstäbe bei der Vermitt­lung archi­tek­to­ni­scher Visionen setzen. In den umgestal­teten Ausstel­lungs­räumen des Museums wird Archi­tektur nicht nur über Modelle, Zeich­nungen, Anima­tionen und Gemälde veran­schau­licht, sondern der Ausstel­lungs­raum selbst gehört zur Archi­tek­tur­prä­sen­ta­tion und ergänzt die Rezeption der Exponate um eine räumlich erfahr­bare Komponente.

Der obere Bereich der Ausstel­lungs­räume wird den Museums­pro­jekten der Archi­tektin gewidmet sein: Center for Contem­porary Art in Cincin­nati, Museum für Gegen­warts­kunst in Rom und dem Science Center in Wolfsburg.

Der untere Teil beher­bergt die eigent­liche Lounge, einen Aufent­halts­raum, der über ein kleines gastro­no­mi­sche Angebot verfügt und der Veran­stal­tungsort von vielerlei Aktivi­täten sein soll, die von Lesungen, Vorträgen und Diskus­sion bis hin zu Musike­vents reichen sollen. Der Zugang zur Lounge wird direkt vom Holler­platz aus möglich sein und so die auf Trans­pa­renz angelegte Vermitt­lungs­ar­beit des Museums um einen neuen Aspekt berei­chern. Der direkte Zugang zum Holler­platz stellt ebenso einen urbanis­ti­schen Eingriff dar, welcher zu einer Belebung des Platzes in der Wolfs­burger Innen­stadt beitragen soll.

Wesent­li­cher Bestand­teil der Lounge werden auch die von Hadid entwor­fenen Z‑scape-Möbel sein, die in Wolfsburg erstmals nicht nur als Ausstel­lungs­stück zu sehen sein werden, sondern von den Besuchern der Lounge auch benutzt werden können.

Zaha Hadid, 1950 in Bagdad geboren, studierte von 1972 bis 1977 an der Archi­tec­tural Associa­tion School (AA), London, Archi­tektur. Nach ihrem Diplom wurde sie Büropart­nerin des nieder­län­di­schen Archi­tekten Rem Koolhaas in dessen Office for Metro­po­litan Archi­tec­ture (OMA) in Rotterdam. Überdies übernahm sie Lehrver­pflich­tungen an der Archi­tec­tural Association.

Hadid hat im Rahmen von Wettbe­werbs­ar­beiten, die immer Forschungs­cha­rakter hatten, die Grenzen des archi­tek­to­ni­schen Entwer­fens ausge­lotet. Gemälde und Zeich­nungen waren insbe­son­dere in der Frühphase ihres Schaffens wichtiges Medium für Unter­su­chungen bei ihrer Entwurfs­ar­beit. Ihre Arbeiten wurden seit einer Retro­spek­tive im Jahr 1983 in der Archi­tec­tural Associa­tion in London immer wieder in Ausstel­lungen in aller Welt gezeigt. Das Museum of Modern Art in New York, das Deutsche Archi­tek­tur­mu­seum in Frankfurt am Main, das Museum of Modern Art in San Francisco und der Getty Trust in Los Angeles verfügen in ihren Sammlungen über Beispiele der Hadid­schen Arbeit.

Mit dem ersten Preis, den sie bei dem Wettbe­werb für The Peak, einem Freizeit- und Erholungs­zen­trum in Hongkong 1983 erhielt, hat ihr Werk höchste inter­na­tio­nale Anerken­nung erfahren. In der Folge erhielt sie immer wieder erste Preise bei Wettbe­werben, jedoch gelangten zunächst nur kleinere Projekte und Ausstel­lungs­ar­chi­tek­turen zur Reali­sie­rung. Das erste größere Projekt, welches Zaha Hadid ausführte, war das Feuer­wehr­haus für den Möbel­her­steller Vitra in Weil am Rhein, das 1993 einge­weiht wurde. Im gleichen Jahr konnte ein Wohnge­bäude fertig­ge­stellt werden, welches die Archi­tektin für die Inter­na­tio­nale Bauaus­stel­lung in Berlin 1986 entworfen hatte. Im Jahr 1999 wurde ebenfalls in Weil am Rhein ein für die Landes­gar­ten­schau konzi­pierter Pavillon eröffnet. 1998 wurde Hadid beauf­tragt, das Zentrum für Moderne Kunst in Cincin­nati zu entwerfen. Kurz darauf erhielt sie den Auftrag für das Museum für Gegen­warts­kunst in Rom und schließ­lich für das Science Center in Wolfsburg.

Obwohl die meisten ihrer jüngeren Arbeiten massive Gebäude sind, zeichnet Zaha Hadid sie immer als trans­pa­rente Baukörper. Statt schwerer tekto­ni­scher Platten zeigt sie, wie der Raum durch den geschickten Umgang mit der Geometrie und der Struktur von seinen Grenzen befreit werden kann. Die Suche nach Konti­nuität der archi­tek­to­ni­schen Landschaft entfaltet sich in den Verflech­tungen offener Innen­raum­be­reiche. Sehr häufig sind die Entwurfs­zeich­nungen von Zaha Hadid als weiße Strich­zeich­nungen auf schwarzem Unter­grund gefertigt. Die Arbeiten wirken wie Skizzen und sind für vielerlei Inter­pre­ta­ti­ons­mög­lich­keiten offen. Der Archi­tek­tur­kri­tiker Aaron Betsky spricht in seiner Darstel­lung des Gesamt­werkes von Zaha Hadid von einer „lyrischen und gebär­den­rei­chen Raumdurch­drin­gung und abstrakter Offenheit“ ihrer jüngsten archi­tek­to­ni­schen Entwürfe.

Das Projekt Zaha Hadid Lounge Wolfsburg ist eine Kopro­duk­tion von Kunst­mu­seum Wolfsburg und der Stadt Wolfsburg und entstand in Koope­ra­tion mit Volkswagen.