Verner Panton
Fantasy Landscape, Visiona 2, für die Möbelmesse Köln, 1970, Nachbau (Detail) durch das Vitra Design Museum Weil am Rhein
1970/2000

Ausstellung "Interieur/Exterieur, Wohnen in der Kunst", Kunstmuseum Wolfsburg 2008
© Verner Panton
Foto: Marek Kruszewski
Ausstellung "Interieur/Exterieur, Wohnen in der Kunst", Kunstmuseum Wolfsburg 2008
© Verner Panton
Foto: Marek Kruszewski
Holz, Schaumstoff, Textilien, Metall
240 x 600 x 800 cm
Inv. 2008/06
Schenkung Freundeskreis des Kunstmuseum Wolfsburg e.V.
Der Däne Verner Panton gilt als revolutionärer Designer und Innenarchitekt. In seiner Fantasy Landscape, Visiona II, für die gleichnamige Sonderausstellung zur Möbelmesse Köln 1970 entworfen, entwickelt er eine Utopie des Wohnens, die sich von allen Konventionen löst. Dabei lassen satte Farben, gedämmtes Licht und eine Auspolsterung aus Textil einen Ort der Entspannung entstehen. Bei der Arbeit in der Sammlung des Kunstmuseums Wolfsburg handelt es sich um einen Nachbau durch das Vitra Design Museum von 2000.
Für die Visiona-Ausstellungen entwarf Verner Panton gleich zwei Mal (Visiona 0, 1968, und Visiona 2, 1970) futuristische Möbeldesigns und Rauminstallationen. Anfänglich waren die vom Chemiekonzern Bayer organisierten Sonderausstellungen zur Bewerbung ihrer neuen Textilien im Rahmen der Kölner Möbelmesse konzipiert worden. Jedoch gerieten diese durch die beeindruckenden Entwürfe der eingeladenen Designer in den Hintergrund. Auf einem Schiff als Ausstellungsort lieferten sie zwischen 1968 und 1972 jährlich zukunftsweisende Gestaltungen unter dem Thema „Wohnen heute“.
Phantasy Landscape auf der Visiona II gleicht tatsächlich mehr einer Landschaft als einem praktikablen, traditionellen Wohnraum. Ihre Bezeichnung als „Wohnhöhle“ erscheint daher sehr passend, zumal die organischen Formen und das farbige Textil in gedämmter Beleuchtung ein Gefühl von Geborgenheit auslösen und die vage Assoziation eines Babys im Mutterleib wecken. Mit dieser begehbaren Installation schafft Verner Panton ein Interieur als Einheit, womit sich auch andere seiner Innenarchitekturen auszeichnen – jedoch nicht auf so radikale Weise. Während der Ausstellung 1970 untermalt er seinen Raumentwurf sogar zusätzlich mit Musik. Damit weist die „Wohnhöhle“ Eigenschaften auf, die an das Konzept des Gesamtkunstwerks[1] denken lassen. Ursprünglich entstammt dies dem Anspruch, die Künste in der Oper miteinander zu vereinen, wurde aber zu Beginn des 20 Jahrhunderts zunehmend von (Innen-)Architekten wieder aufgegriffen.
Geht Design sonst vorrangig von der Funktion eines Gegenstands aus, strebt Panton hier vor allem ein sinnliches Erleben an. Die psychedelischen Regenbogenfarben und Formen erinnern ferner an Elemente der Pop- und Op-Art, sodass Panton mit Fantasy Landscape, Visiona II zeitgenössische Kunst der 60er- und 70er-Jahre in seinen Designs widerspiegelt und so selbst einen bedeutenden Beitrag zu ihrer Entwicklung leistet. Damit bildet er einen Gegenpol zu den von einer Weltraumästhetik inspirierten utopischen Wohnkonzepten anderer Designer seiner Zeit. Klara Niemann
[1] Gertrud Hvidberg-Hansen, „Verner Panton – The Light and the Colour“, in: Verner Panton. Lyset og farven, Ausst.-Kat. Trapholt Museum for modern Kunst, Kolding 1998, S. 26–41, hier S. 38.